Beschreibung
Sein ‚Abendlied‘, das mit den Worten beginnt ‚Der Mond ist aufgegangen‘, und in dem ein ganz schlichtes Naturerlebnis das Nachdenken über Gott und die Welt auslöst – es gehört zum unvergänglichen Vorrat deutscher Poesie, genau wie dessen morgendliches Gegenstück, das zum Bestaunen des Sonnenaufgangs vors Haus ruft: ‚Kommt Kinder, wischt die Augen aus,/ Es gibt hier was zu sehen‘. Matthias Claudius traf einfach den Ton, der den Leser oder Zuhörer berührt: Ob er in seinem ‚Lied, hinterm Ofen zu singen‘, gutgelaunt, obschon frierend, dem Winter bekundet, ‚ein rechter Mann‘ zu sein, ‚kernfest und auf die Dauer‘; oder ob er in seinem (Anti-)’Kriegslied‘ entsetzt und verzweifelt begehrt, ’nicht schuld zu sein‘ an diesem Grauen. Doch Matthias Claudius konnte noch viel mehr, wovon sich zumal die Leser des ‚Wandsbecker Boten‘ überzeugen durften, denen er ein wahres Feuerwerk von Einfällen bot: mal witzig überschäumende, mal besinnliche Verse und Prosastücke; mal spielerisch nonsenshafte Schnurrpfeifereien; und dazwischen immer wieder gekonnte, scheinbar naive, grad darum aber treffsicher auf den Punkt gebrachte Buchkritiken. Erstaunlicherweise hat die Zeitung nur 4 ½ Jahre bestanden; doch Claudius blieb zeitlebens der Bote von Wandsbeck. Im vorliegenden Buch gibt Heiko Postma einen Einblick in Leben und Schaffen dieses dauerhaft von Geldnöten geplagten, doch bemerkenswert glücklichen Poeten und Ehemanns seines ‚Bauermädchens‘ Rebekka, dieses verspielten, doch pädagogisch kundigen Famlienvaters, aus dessen Schriften, versteht sich, ausgiebig zitiert wird.